Abstract:
Diese Arbeit nimmt sich vor, die Wirkungen aber auch die Voraussetzungen zu analysieren, die das Werk der Talmudjude (1871) und die Gedanken seines Autors August Rohling in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts aus einem kulturgeschichtlichen Gesichtspunkt in den deutschsprachigen Ländern ausgeübt haben.
Am Anfang wird die Lage der deutschen Katholiken im 19. Jahrhundert umgerissen und wie ihr Ressentiment den Juden gegenüber seine Wurzeln sowohl in dem damaligen Minderwertigkeitsgefühl als auch in den mittelalterlichen Legenden schlägt. Besonders wird die Haltung der katholischen Kirche, der Zentrumspartei und der katholischen Presse bezüglich der Judenfrage beschrieben.
Nach der Erklärung einiger Schlüsselbegriffe der jüdischen Religion wird dann die Figur Eisenmengers und die Rolle seines Werkes Entdecktes Judenthums ans Licht gebracht, denn Rohling selbst löste viele Zitate aus diesem Werk heraus, um sein Buch zu schreiben.
Am Ende wird gezeigt, dass Rohling durch eine anscheinend wissenschaftliche Arbeit aber auch durch Wiederverwertung mittelalterlicher Topoi, die mit dem modernen Antisemitismus gemischt werden, beweisen will, dass das Judentum wegen seiner talmudischen und rabbinischen Schriften nicht mehr eine biblische Religion bildet. Die Unwahrheit dieser Beschuldigung und die Lücken Rohlings in der Kenntnis der hebräischen Sprache und Literatur wurden von Franz Delitzsch bewiesen, gegen den Rohling auch einen Prozess angestrengt aber verloren hatte.