Abstract:
In Deutschland sind immer noch einige Bauten aus der Nazi-Vergangenheit erhalten, die dem Willen ihrer Planer nach auf das antike Griechenland und auf dessen Kultur verweisen sollen.
Mächtige Bauherren brauchen Architekten, um ihre politischen Zwecke zu erreichen. Oft versuchen sie dabei sich an berühmte Persönlichkeiten der Vergangenheit anzulehnen, um sie als Inspirationsquelle für ihre zukünftigen Handlungen zum Wohl der Menschheit anzugeben. Architekten sind Vermittler der politischen Legitimierung ihres Bauherrn vor der Gemeinschaft.
Die Zusammenarbeit zwischen Politikern und den Architekten kann für beide nutzbringend sein, wenn beide Parteien mit vereinten Kräften ihre gemeinsamen Zwecke verfolgen.
Am Anfang des 20. Jahrhunderts betritt der Nationalsozialismus die Bühne der Weltgeschichte als politische Antwort auf die Drohung der entstehenden kommunistischen Ideologie und als Antwort auf die ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Probleme, die Deutschland nach dem ersten Weltkrieg quälen. Er nutzt die jüngst erfundenen technologischen Innovationen aus und beruft sich gleichzeitig auf seine angeblichen Wurzeln in der geschichtlichen Tradition, in einer mythischen und mittelalterlichen Vergangenheit, die er wieder beleben will. Es werden wissenschaftliche Theorien in ihrem Inhalt verdreht und ihre Aussage wird je nach der momentanen Intention umgestaltet, um die begeisterte Billigung der einfachen Bürger zu erwerben, die damit von der Wirksamkeit des Regimes überzeugt werden sollen. NS-Theoretiker und ihre Architekten lassen sich durch die altgriechischen Bauten anregen. Sie erarbeiten deren architektonischen Stil und erfinden einen eigenen Baustil, der eigentümliche Merkmale hat. Dieses Verfahren leistet einen Beitrag zur Entstehung einer neuen Gesellschaft, deren Wurzeln sowohl in der griechischen Klassik als auch in der deutschen mittelalterlichen Vergangenheit liegen sollen.
Anfangs wird ein Exkurs über die griechischen und römischen Entwicklungen in der Tempelarchitektur eingeschaltet. Die Griechen haben einen Stil erdacht, der später als vollkommen verstanden wurde. Die Römer haben ihn nachgeahmt und ihn an die Bauten ihres Imperiums angepasst. Im Rom der Renaissance errichtet man zum ersten Mal einen Bau als Ehrerbietung an die Zivilisationen der Vergangenheit. Dieses Beispiel stellt den Anfang des Nachahmungsprinzips im Bauwesen dar, das in den darauffolgenden Epochen immer wieder auftaucht.
Im Bauwesen ist das Verhältnis zwischen dem Bauherrn und dem Architekten sehr wichtig. Der Fachmann trägt Ideen und Innovationen bei, wohingegen der Bauherr seine Zustimmung gibt oder verweigert. Das letzte Wort über Entwürfe und ihre Änderungen steht demjenigen, der die finanziellen Mittel zur Verfügung stellt, zu, d. h. dem Bauherrn.
Das vollendete Werk zeigt sich dann als Ergebnis der Zusammenarbeit der beiden Persönlichkeiten.
Schließlich wird das Verhältnis zwischen Hitler und den beiden ausgeprägten Persönlichkeiten behandelt, die auf architektonischem Gebiet während der NS-Ära sehr hohes Ansehen genossen; Paul Ludwig Troost und Albert Speer .