Abstract:
Im Rahmen dieser Arbeit analysiere ich die Verteilung der Modi und der
Satzstrukturen in potentiellen Konjunktivsätzen im italienischen, anhand einer Korpusanalyse von Dialogen zwischen mehreren Gesprächspartnern in semi-formalen Kontexten. Ziel hierbei ist es die gegenwärtige Tendenz der italienischen Standardsprache zu untersuchen, indem der Häufigkeitsgrad der alternativen
syntaktischen und verbalen Strategien, d.h. des Indikativs, des Konditionals, und der Infinitivsätze, im Verhältnis zum Konjunktiv überprüft wird. Das analysierte
Material, bestehend aus transkribierten Konversationen in Polittalks und anderen
Fernsehdebatten, wurde anhand der Formalität des Registers zusammengestellt.
Nach einer quantitativen Analyse des Sprachverhaltens bei Konjunktivprädikaten,
werden die Daten im Hinblick auf spezifische syntaktische und pragmatische Eigenschaften einiger bedeutender Beispiele untersucht.
Anhand einer vergleichenden Analyse des Korpus mit einer Auswahl aus dem
1993 zusammengestellten Korpus für das Frequenzlexikon der gesprochenen
italienischen Sprache (LIP: Lessico di Frequenza dell'Italiano parlato) wird auch die Evolution des italienischen in Bezug auf eventuelle Veränderungen im
Sprachverhalten bei potentiellen Konjunktivsätzen untersucht.
Die Daten zeigen, dass der Infinitivsatz die am häufigsten gebrauchte Strategie ist, während der Konjunktiv im Rahmen der expliziten Subordination der am meisten
gebrauchte Modus ist, mit Ausnahme von eingebetteten Strukturen die von "non è
che" eingeleitet werden, bei denen der Indikativ Präsens überwiegt. Insgesamt
betrachtet kommen die anderen Modi seltener vor, allerdings sind sie in allen potentiellen konjunktivischen Kontexten vorhanden. Indikativ und Konditional werden am häufigsten mit verba putandi gebraucht und eher selten mit Konjunktionen wie "malgrado", "nonostante", "di modo che" etc. oder bei linksversetzten Phrasen. Wie wir sehen werden, hat in 20 Jahren der Gebrauch des Indikativs anstelle des Konjunktivs nicht zugenommen. Allerdings hat sich der alternative Gebrauch des Indikativs in Norditalien weiter ausgeprägt. Die
geographische Diskrepanz hat sich somit eingeebnet, was dazu führt, dass der
Indikativ in konjuntivischen Nebensätzen nicht mehr zwangsläufig ein Merkmal des
mittel- und süditalienischen Sprachverhaltens ist.