Abstract:
„Komödie ist Gemälde der menschlichen Gesellschaft“ schrieb Jakob Michael Reinhold Lenz in seiner Rezension des Neuen Menoza im Jahre 1775, was auf seine Absicht hindeutete, die gesellschaftlichen Mechanismen so wirklichkeitstreu wie möglich mittels des Theaters wiederzugeben, eine Auffassung, die in den nächsten Jahrhunderten von Autoren wie Georg Büchner und Heinar Kipphardt übernommen wurde. Den Schwerpunkt seiner Komödien bildete die Herausstellung des von der Gesellschaft unterdrückten Individuums sowie seine Skepsis gegenüber dem herrschenden System. In dem Theater von Lenz wird in diesem Zusammenhang deutlich, inwiefern die sozialen Regeln auf Machtverhältnissen basieren, in denen das Geschlecht im Mittelpunkt steht. Davon ausgehend setzt diese Arbeit sich zum Ziel, Lenz‘ Werke Die Soldaten, Der Hofmeister und Der neue Menoza unter dem Aspekt der Geschlechterverhältnisse zu untersuchen. Frauenfiguren wie Marie Wesener oder Donna Diana etwa sind geprägt von dem Wunsch nach Gleichberechtigung, aber was hielt Lenz von Frauen in seinen theoretischen Schriften? In der Arbeit wird auf diese Frage eingegangen. Des Weiteren wird die Analyse sich auf die Soldaten im letzten Teil fokussieren und auf Büchners Woyzeck und auf Kipphardts Bearbeitung der Soldaten eingehen, um die Geschlechterverhältnisse und Frauendarstellungen nicht zuletzt in den Dramen von Autoren zu erforschen, die sich mit Jakob Michael Reinhold Lenz lange beschäftigt haben.