Abstract:
In der vorliegenden Arbeit wird die Syntax-Semantik-Pragmatik-Schnittstelle am Beispiel von drei eingebetteten Satztypen des gesprochenen Deutsch mit nicht-kanonischer V2-Wortstellung (weil-, dass- und Relativsätzen) untersucht. Solche Strukturen werden in normativen Ansätzen als „abweichende“ Fälle identifiziert oder mit besonderen semantisch-pragmatischen Werten assoziiert, die sich in mehr oder weniger relevanter Weise von den entsprechenden VL-Varianten unterscheiden. Ich werde durch eine empirisch-experimentelle Studie zeigen, dass die syntaktische Stellung des finiten Verbs in solchen Kontexten (d.h. die VL- und die V2-Option in Nebensätzen) unterschiedliche semantisch-pragmatische Interpretationen bestimmt. Das „nicht-kanonische“ Phänomen der V2-Einbettung wird in dieser Arbeit weder mit einem allgemeinen Prinzip der pragmatischen Sprachökonomie (d.h. der Symmetrisierung der Struktur) noch mit gelegentlichen Abweichungen in der grammatischen Kompetenz der Sprecher assoziiert. Die Idee ist, dass es eine Restrukturierung der CP-Ebene impliziert: Insbesondere ist die Annahme plausibel, dass, im Licht der empirischen Daten zur syntaktischen Distribution bzw. zur Semantik/Pragmatik und zur Prosodie, die solche Konstruktionen charakterisieren, der Komplementiererbereich eine spezifische Position enthält, die den semantischen und pragmatischen Wert der V2-Wortstellung in solchen Instanzen enkodiert.