Abstract:
In einem Umfeld großer Unsicherheit bewegen sich alle Figuren von Schnitzler. Es gibt keine Sicherheit unter seinen Figuren; und diese Angst, zusammen mit einer übermäßigen Aufmerksamkeit auf das Innenleben, treibt immer mehr dazu, nach innen zu schauen und in der Dämmerung und Pathologie der Psyche den Schlüssel zu einem Unwohlsein zu suchen, in dem die Außenwelt, insbesondere die Wiener Gesellschaft am Ende des 19. Jahrhunderts, eine wichtige Rolle spielt. Ziel dieser Arbeit ist es, den gemeinsamen Nenner aller Romane und Werke Schnitzlers zu analysieren, und zwar die verbreitete Atmosphäre und das unbesiegbare Gefühl der Unsicherheit, in dem sich die Figuren freiwillig oder unfreiwillig bewegen. Seine Figuren, Opfer der Willensschwäche, handeln nicht in einer zukunftsoffenen Perspektive als Meister ihres eigenen Lebens. Der unerbittliche Weg zum Tod lässt sie als Marionetten erscheinen, die von einem unverständlichen Schicksal bewegt werden. Es entsteht immer der Eindruck, dass die Willensproduktion in einem nebulösen Bereich der Psyche stattfindet und dass die Figuren so wenig über ihr Handeln entscheiden wie über die Impulse und Leiden, von denen sie betroffen sind. Manchmal sind es Verhaltensmuster, die die Atmosphäre automatischer Reaktionsmechanismen haben, manchmal scheinen sie unvermeidliche Auswirkungen einer Veränderung der Persönlichkeit zu sein. Zweifellos spielt die Pathologie beim ehemaligen Arzt Schnitzler eine herausragende Rolle, so sehr, dass er versucht, die psychischen Erkrankungen seiner Figuren zu klassifizieren. Darüber hinaus scheint auch außerhalb der Pathologie ein starkes Bedürfnis zu bestehen, das das psychische Leben der Figuren auf eine Vielzahl von Versuchen und unklaren Handlungen reduziert. Die Bewusstseine erscheinen immer an dem Punkt, an dem sie in eine dunkle Dämmerung versinken, in der alles von vagen und unsicheren Gefühlen dominiert wird, und von Gedanken, die entstehen, als ob sie schlafen würden.