Abstract:
Im Fokus der vorliegenden Arbeit stehen in den deutschen Konzentrationslagern während der Zeit des Nationalsozialismus entstandene literarische Zeugnisse der dortigen Lebensumstände, die auch als Beleg des geistigen Kampfs der Inhaftierten gegen die Entmenschlichung gelesen werden müssen. Der Schwerpunkt der Untersuchung liegt auf Peter Kiens Werk, ein Künstler, der den Höhepunkt seines literarischen Schaffens im KZ-Theresienstadt erreichte. Die denunziatorische Darstellung der KZ-Umstände, der Ausdruck des Freiheitsdrangs und die Auseinandersetzung mit dem Thema der totalitären Macht sind zentrale Bestandteile seines Schaffens. Neben vielen Gedichten verfasste Peter Kien in Theresienstadt mehrere Dramen und das Opernlibretto zu Der Kaiser von Atlantis. Nach einer Vorstellung von Peter Kiens literarischen Texten, die auch unveröffentlichte Manuskripte mit einbezieht, soll vor allem das genannte Opernlibretto intensiv analysiert werden, in dessen Zentrum der Zerfall eines totalitären, massenmörderischen Systems durch einen Widerstandsakt steht. In Hinblick auf Inhalt, Entstehungszeit und -ort ist das Libretto von gezielt widerständischem, also auch unmittelbar politischem Charakter. Die im Text verschlüsselt eingearbeiteten Anspielungen auf den Nationalsozialismus und auf die Zustände im Lager erscheinen so als beeindruckende Versuche, unter unmenschlichen Bedingungen mit den Mitteln der Kunst doch noch Widerstand zu leisten und dazu zu ermutigen.